Ungleichheit & Immobilien: Zahlen, Daten, Fakten

Zahlen, Daten und Fakten zu Vermögensungleichheit & Immobilieneigentum 

Viele Menschen in Deutschland haben wenig Vermögen. Sie wohnen zur Miete und haben keine oder nur geringe Ersparnisse. Ihr Hab und Gut setzt sich zusammen aus Möbeln und vielleicht einem gebrauchten Auto. Obwohl diese Menschen voll arbeiten, schaffen sie es nicht, ein Vermögen aufzubauen. Dabei sind für den Vermögensaufbau vor allem die eigenen vier Wände wichtig.

Vermögensungleichheit und Immobilieneigentum 

Die Vermögensungleichheit in Deutschland ist hoch. Das bedeutet, dass wenige Menschen sehr viel Vermögen haben, während die große Mehrheit wenig besitzt. In Deutschland besitzen die unteren 50 % der Bevölkerung nur 2,3 % des Gesamtvermögens, während die oberen 10% der Bevölkerung zusammen ca. 61 % des Gesamtvermögens besitzen (vgl. Abbildung).

Ein Maß für Ungleichheit ist der sogenannte „Gini-Koeffizient“. Liegt der Gini-Koeffizient bei 1, gehört einer einzelnen Person alles, und liegt er bei 0, besitzen alle gleich viel. In Deutschland liegt er bei ca. 0,77, während er in Italien und Frankreich bei ca. 0,70 und in den Niederlanden bei ca. 0,66 liegt. In Italien, Frankreich und den Niederlanden ist das Vermögen also gleichmäßiger verteilt als in Deutschland.

Der wichtigste Vermögenswert ist die eigene Immobilie. Das geht aus einer Darstellung der Bundesbank hervor, wonach die Immobilie einen Großteil des Vermögens der oberen 50 % ausmacht (vgl. Abbildung). Gleichzeitig ist die Eigentumsquote in Deutschland geringer als in anderen Ländern. So haben laut Eurostat 49,5 % der deutschen Haushalte Wohneigentum gebildet. Diese Zahl beinhaltet sowohl Menschen, die in den eigenen vier Wänden wohnen, als auch Menschen, die ihre Wohnung vermieten. Hingegen beträgt die Quote in den Niederlanden 70,1 %, in Frankreich 64,7 % und in Italien 73,7 %. In diesen Ländern haben mehr Menschen Wohneigentum als in Deutschland und die Vermögensverteilung ist gleichmäßiger als in Deutschland, wie der Gini-Koeffizient zeigt (siehe oben). Dies bestätigt die hohe Relevanz der eigenen Immobilie bei Vermögensaufbau. Außerdem zeigt es uns einen Weg, wie wir die Vermögensverteilung in Deutschland gleichmäßiger gestalten können.

Grafik abrufbar unter Monatsbericht Deutsche Bundesbank

Laut Statista ist die Eigentumsquote in Deutschland von 40,9 % in 1998 auf 46,5% in 2018 gestiegen. Einer anderen Studie des Instituts empirica zufolge stagniert die Eigentumsquote in Deutschlang seit 45 Jahren bei ca. 42 % (Zur Studie: Wohneigentum in Deutschland Seite 4). Beide Studien zeigen eine geringere Quote als Eurostat, weil Eurostat zusätzlich die Menschen zählt, die ihre Wohnung vermieten aber selbst zur Miete wohnen. Egal, welchen Zahlen wir folgen möchten: Im Ergebnis steht fest, dass die Eigentumsquote in den letzten Jahrzehnten nicht wesentlich gestiegen ist und Deutschland in diesem Bereich schwach ist.

Besonders gering ist die Eigentumsquote in Städten mit angespannten Wohnungsmärkten wie Hamburg und Berlin. Laut Mikrozensus-Erhebung 2022 war die Eigentumsquote in Hamburg 20,1 % und in Berlin 16 %. Ähnlich sieht es in anderen deutschen Großstädten aus. Problematisch daran ist, dass die großen Städte in den letzten 15 Jahre nahezu alle gewachsen sind. Somit hat sich die Bevölkerung in den letzten 15 Jahren in Gegenden angesiedelt, in denen es schwierig ist, Eigentum aufzubauen. Die teuren Preise in den Städten zementieren damit die Vermögensungleichheit. Auf dieses Problem weist auch die empirica-Studie hin. So fänden die Menschen in den Städten schlicht weniger eigentumsfreundliche Wohnformen und würden stattdessen häufiger zur Miete wohnen. Es ziehen vor allem junge Menschen in die Städte und sie bleiben dort auch länger wohnen. In der Folge erwerben sie Eigentum entweder gar nicht oder erst später nach einem Wegzug aus der Stadt. Zudem stellt die Studie fest, dass vor allem Familien Eigentum erwerben, während kinderlose Menschen hierfür anscheinend einen geringeren Anreiz spüren.

Daraus lassen sich Parameter ablesen, an denen wir etwas ändern müssen, um die Eigentumsquote zu erhöhen. Der erste Parameter betrifft die Frage, wo Menschen wohnen möchten. So müssten wir den suburbanen Raum und ländliche Gebiete attraktiver gestalten, damit Menschen dort hinziehen oder bleiben möchten. Dafür brauchen die Menschen verfügbare Kitas, medizinische Versorgung, einen Job, schnelles Internet sowie eine gute Verkehrsanbindung. Jedes dieser genannten Themen ist eine Baustelle für sich und in einigen Kommunen gibt es gute Entwicklungen, andere haben Nachholbedarf. Der zweite Parameter betrifft die Frage, warum sich Menschen in den Städten und anderswo kein Wohneigentum leisten können. Dies liegt vor allem an den Nebenkosten und Steuern, welche den Kauf um über 10 % teurer machen. Eine Vision, wie es besser ginge, lest ihr in den Artikeln Vision vom Immobilienmarkt und Privilegien für Ersterwerber.

Zurück
Zurück

Privilegien für Ersterwerber